Im Jahr 1707 bildete eine ostpreußische Kleinstadt den Gegenstand einer außerordentlichen wissenschaftlichen Abhandlung.
Die Königsberger Universität untersuchte im westlichen Teil des Banktinsees, der die Stadt Gerdauen fast vollständig umgab,
das sonderbare Phänomen einer schwimmenden Insel.
Die Insel trieb je nach Laune des Wetters frei auf dem Wasser und bestand „aus Wurtzeln, Sprock, Schilff, Rohr,
Blätter und ein wenig Erde“ und war mit Gras bewachsen.
Die Insel war von paradiesischer Fruchtbarkeit. Das Gras wuchs auf ihr so hoch und fett, dass die Gerdauener, wenn der Wind die Insel vorübergehend
am Ufer landen ließ, ihre Kühe darauf trieben und hundert Stück auf ihr Platz und reichlich Sättigung fanden. Der Insel folgte ständig ein Schwarm Fische,
so dass es in ihrer Nähe immer reichlich Fang gab.
Die wunderbare Insel war ein Wetterorakel. Trieb sie in Richtung der Schleuse, bedeutete es Regen, trieb sie in Richtung der westlichen Wiesen,
so wurde der Himmel nach kurzer Zeit wieder klar und schön, ruhte die Insel anderswo, drohte ungewisse Witterung. Das viel sagende Eiland hieß
deshalb der „Gerdauische Kalender“.
Zur Zeit ihrer wissenschaftlichen Untersuchung durch den Königsberger Forscher war die Insel schon dabei, sich in drei Flächen aufzuteilen,
die aber noch zusammenhingen. In der Folgezeit löste sie sich allmählich in einzelne Stücke auf.
Diese verschwanden nach und nach, so dass 1835 nur noch wenige Reste zu erkennen waren. Schon einige Jahre danach war von dem wunderbaren Phänomen nichts mehr zu sehen.
Ein Garten spiegelt die Geschichte einer Stadt im 20. Jahrhundert. Mehr lesen >>
Unter der Oberfläche des Platzes, im Erdreich, ruhen die alten Fundamente, die Keller aus der Ordenszeit mit ihren Gewölben aus Feldsteinen und Ziegeln. Mehr lesen >>